Eines der schönsten Weihnachtsgedichte ist   " Von drauß´vom Walde komm ich her.... In unserer schnelllebigen Zeit schon eine Besonderheit. Da kommt jemand zu Fuß zu uns ins Haus und erzählt alles über die Adventszeit und Weihnachten. Nikolaus und Knecht Ruprecht erzählen vom Tannenbaum mit seinen Lichtern, von Engeln und vom Christkind, vom Sack mit den Geschenken, von Nüssen und Mandeln und bereiten uns aufs Weihnachtsfest vor. Manche Gedichte sind vielleicht weniger bekannt, es gibt aber auch sehr Lustige Gedichte. Für manche sind Mundartgedichte schwer zu verstehen, doch vielleicht gibt unsere Gedichtsammlung einen Anreiz, mal wieder ein Gedicht zu lernen und an Weihnachten vorzutragen.

 

Gedichte von Engeln, Sterne und Glocken

 


Ein nie vorher gesehener Stern

Manchmal des Nachts, wenn ich die Öfen schürte,
Sah ich durchs Fenster, nah und weltenfern,

So jäh, als ob mich eine Hand berührte,
den nie vorher gesehenen Stern.


Er sprang und zuckte grün in kaltem Feuer -
So groß war nie ein Licht, und kein Planet.
Mein Blick war blind davon, und ungeheuer
Erschrak mein Herz, und fand nicht zum Gebet.
 

Hob dann die Lider ich, war er verschwunden.
War es ein Zeichen? War's ein Ruf des Herrn?
Ich frage nicht. Doch hält mich tief gebunden
Der nie vorher gesehene Stern.


Carl Zuckmayer, Ein nie vorher gesehener Stern. Aus: ders., Abschied und Wiederkehr. Gedichte 1917-1976.
© S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1997
 

Es gibt so wunderweiße Nächte

Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
 

Rainer Maria Rilke 1875 - 1926


Weihnachtslegende


In heiliger Nacht flogen Hand in Hand
drei Englein hinab in das jüdische Land.
Sie wollten die seligste aller Frau’n
und das göttliche Kind in der Krippe schau’n.

Der Stern von Bethlehem war noch wach
und strahlte mild auf das flache Dach.
Sie suchten die Pforte und fanden sie bald
und lugten wechselnd durch heimlichen Spalt.

Sie riefen und baten und klopften ganz sacht,
bis Joseph behutsam aufgemacht.
Im Stall war es dämmrig. Sie schwebten heran
und schauten den schlummernden Heiland an.

Der eine hob hoch die Ampel empor
und breitete schattend sein Flüglein davor.
Der zweite schob sanft in des Kindes Hand
ein Sternlein, gefunden am Himmelsrand.

Der dritte hat fromm vor der Krippe gekniet
und sang mit süßer Stimme ein Lied.
Da zog ein Lächeln, göttlich und licht,
über des himmlischen Kindes Gesicht.

Für alle Zukunft hat es geweiht
die Feier der heiligen Weihnachtszeit:
Die strahlende Leuchte, den Weihnachtsstern
und das fromme Lied zum Preise des Herrn.

Alice von Gaudy 1863 - 1929

 

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