Eines der schönsten Weihnachtsgedichte ist   " Von drauß´vom Walde komm ich her.... In unserer schnelllebigen Zeit schon eine Besonderheit. Da kommt jemand zu Fuß zu uns ins Haus und erzählt alles über die Adventszeit und Weihnachten. Nikolaus und Knecht Ruprecht erzählen vom Tannenbaum mit seinen Lichtern, von Engeln und vom Christkind, vom Sack mit den Geschenken, von Nüssen und Mandeln und bereiten uns aufs Weihnachtsfest vor. Manche Gedichte sind vielleicht weniger bekannt, es gibt aber auch sehr Lustige Gedichte. Für manche sind Mundartgedichte schwer zu verstehen, doch vielleicht gibt unsere Gedichtsammlung einen Anreiz, mal wieder ein Gedicht zu lernen und an Weihnachten vorzutragen.

 

Weihnachtsgedichte

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigts wie wunderbares Singen -
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)

 

Weihnachtszeit

O schöne, herrliche Weihnachtszeit!
Was bringst du Lust und Fröhlichkeit!
Wenn der heilige Christ in jedem Haus
teilt seine lieben Gaben aus.

Und ist das Häuschen noch so klein,
so kommt der heilige Christ hinein,
und alle sind ihm lieb wie die Seinen,
die Armen und Reichen,
die Grossen und Kleinen.

Der heilige Christ an alle denkt,
ein jedes wird von ihm beschenkt.
Drum lasst uns freuen und dankbar sein!
Er denkt auch unser, mein und dein!

Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

 


 

Weihnachtsabend

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser' Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich' Spielzeug vor.

Theodor Storm  1817 - 1888

 


Weihnachtsduft steigt in die Nase,

Weihnachtsduft steigt in die Nase,
ein Hauch von Nüssen, Mandeln fein.
Tannenzweige in der Vase,
dazu verzaubert Kerzenschein.

Den Teig geknetet mit den Händen,
die Kinder stechen Plätzchen aus.
Bunter Schmuck hängt an den Wänden,
Ein Wohlgeruch im ganzen Haus.

Der Ofen macht jetzt Überstunden,
backt Zimtsterne und Marzipan.
Die feinen Lebkuchen, die runden
und Spritzgebäck – allem voran.

Am Abend sitzt man hin und wieder
In trauter Runde, froh gestimmt.
Singt mit den Kindern Weihnachtslieder,
wenn im Kamin das Feuer glimmt.

© Brigitte Kemptner

 

Noch einmal ein Weihnachtsfest

Noch einmal ein Weihnachtsfest,
immer kleiner wird der Rest,
aber nehm ich so die Summe,
alles Grade, alles Krumme,
alles Falsche, alles Rechte,
alles Gute, alles Schlechte-
rechnet sich aus all dem Braus
doch ein richtig Leben raus.
Und dies können ist das Beste
wohl bei diesem Weihnachtsfeste.
 

Theodor Fontane 1819 - 1898
 

Weihnachtswunder

Durch den Flockenfall
klingt süßer Glockenschall,
ist in der Winternacht
ein süßer Mund erwacht.

Herz, was zitterst du
den süßen Glocken zu?
Was rührt den tiefsten Grund
dir auf der süße Mund?

Was verloren war,
du meintest, immerdar,
das kehrt nun all zurück,
ein selig Kinderglück.

O du Nacht des Herrn
mit deinem Liebesstern,
aus deinem reinen Schoß
ringt sich ein Wunder los.
 

Gustav Falke 1853 - 1916
 



 

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit.
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
schöne Blumen der Vergangenheit.

Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt duch Seelen und verkündet leise,
dass die kleinste Welt die größte ist.
 

Joachim Ringelnatz 1883 - 1934
 



Christnacht

Durch die Fenster seh ich’s flimmern,
Grün und Gold und Kerzenschein,
Jauchzend hör’ ich durch die Laden
Helle Kinderstimmen schrein.

Schmetternde Posaunen schallen
Von dem Kirchturme herab:
Lobt den Vater in der Höhe,
Der der Welt das Kindlein gab!

Herz, mein Herz, wie bist du selig?
Herz, mein Herz, und so allein?
Unsre Gaben, unsre Wünsche,
Dürfen wir sie keinem weihn?

Eine weiß ich wohl zu finden,
der ich vieles gönnen mag;
Offen steht mir ihre Pforte,
Und es kennt mich ihr Gemach.

Aber in dem stillen Hause
Brennt kein festlich helles Licht,
Und im schwarzen Wochenkleide
Sitzt sie da und freut sich nicht.

Ach, ihr ist er nicht geboren,
Der in dieser sel’gen Nacht
Freud’ und Fried und Wohlgefallen
Hat zu uns herab gebracht.

Seine Liebe, seine Leiden
Dringen nicht zu ihr hinein!
Über ihre zarte Seele
Herrschet ein Gesetz von Stein.

Wilhelm Müller 1794 - 1827




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