Eines der schönsten Weihnachtsgedichte ist   " Von drauß´vom Walde komm ich her.... In unserer schnelllebigen Zeit schon eine Besonderheit. Da kommt jemand zu Fuß zu uns ins Haus und erzählt alles über die Adventszeit und Weihnachten. Nikolaus und Knecht Ruprecht erzählen vom Tannenbaum mit seinen Lichtern, von Engeln und vom Christkind, vom Sack mit den Geschenken, von Nüssen und Mandeln und bereiten uns aufs Weihnachtsfest vor. Manche Gedichte sind vielleicht weniger bekannt, es gibt aber auch sehr Lustige Gedichte. Für manche sind Mundartgedichte schwer zu verstehen, doch vielleicht gibt unsere Gedichtsammlung einen Anreiz, mal wieder ein Gedicht zu lernen und an Weihnachten vorzutragen.

 

 

Weihnachtsbaumgedichte

 

Die Weihnachtsbäume

Nun kommen die Weihnachtsbäume
aus dem Wald in die Stadt herein.
Träumen sie ihre Waldesträume
weiter beim Laternenschein?

Konnten sie sprechen! Die holden Geschichten
von der Waldfrau, die Märchen webt,
was wir uns alles erst erdichten,
sie haben das alles wirklich erlebt.

Da stehn sie nun an den Straßen und schauen
wunderlich und fremd darein,
als ob sie der Zukunft nicht recht trauen,
es muß doch was im Werke sein.

Freilich, wenn sie dann in den Stuben
im Schmuck der hellen Kerzen stehn,
und den kleinen Mädchen und Buben
in die glänzenden Augen sehn,

dann ist ihnen auf einmal, als hätte
ihnen das alles schon mal geträumt,
als sie noch im Wurzelbette
den stillen Waldweg eingesäumt.

Dann stehen sie da, so still und selig,
als wäre ihr heimlichstes Wünschen erfüllt,
als hätte sich ihnen doch allmählich
ihres Lebens Sinn enthüllt;

als wären sie für Konfekt und Lichter
vorherbestimmt, und es müßte so sein,
und ihre spitzen Nadelgesichter
sehen ganz verklärt darein.

Gustav Falke 1853 - 1916

 

Der erste Weihnachtsbaum im eigenen Heim

Du warst mir heilig immer
Seit früh’stem Kindheitstraum,
Im goldnen Strahlenschimmer,
Du lichter Tannenbaum!

Wie ich in Nacht mich härmend,
Auch rang in tiefster Qual,
Du sandtest, still erwärmend,
In meine Brust den Strahl!

Doch heut zum schönsten Feste,
Heut strahle wie noch nie!
Streck’ segnend deine Äste
Hin über mich uns sie!

Flamm’ auf im Glanz der Kerzen! -
Oh wie du schön erscheinst,
Nun du zwei junge Herzen
Zum ersten Mal vereinst!

Ernst Scherenberg 1839 - 1905


 

Christbaum

Der Winter ist ein karger Mann,
er hat von Schnee ein Röcklein an;
zwei Schuh von Eis
sind nicht zu heiß;
von rauhem Reif eine Mütze
macht auch nur wenig Hitze.

Er klagt: "Verarmt ist Feld und Flur!"
Den grünen Christbaum hat er nur;
den trägt er aus
in jedes Haus,
in Hütten und Königshallen:
den schönsten Strauß von allen!

Friedrich Wilhelm Weber 1813 - 1894

Tannen

Der Birschgang führte mich ins Tal
Zu immer grünen Tannen
Mir war’s, als wollten sie zumal
Mich von der Stelle bannen.

Doch ragten sie in Waldeslust
Wie wunderschlanke Dirnen;
Es quoll des Harzes frischer Duft
Aus schwarzumlockten Stirnen.

Es mahnte mich der süße Hauch
An fröhliche Weihnachten
Und an des Pfeffertages Brauch,
An wilde Knabenschlachten.

Die schönen Zeiten sind entflohn
Und kehren nimmer wieder,
Als in der Leier weichem Ton
Der Wehmut sanfte Lieder.

In meine Seele trat geschwind
Mein liebstes Bild: ich dachte,
Wie mir daheim ob meinem Kind
Die holde Gattin wachte.

Nun fasst ich ohne Unterlass
Ein Tännchen in die Augen,
Das soll fürwahr als Weihnachtsspaß
Für meinen Buben taugen!

Alexander Graf von Württemberg 1801 - 1844
 

 

Das Weihnachtsbäumlein

Es war einmal ein Tännelein,
mit braunen Kuchenherzelein
und Glitzergold und Äpfelein fein
und vielen bunten Kerzelein:
Das war am Weihnachtsfest so grün,
als fing es eben an zu blühn.

Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stand’s im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.
Die grünen Nadeln war’n verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.

Bis eines Tages der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm -
hei! tat’s da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

Christian Morgenstern 1871 - 1914
 



 

Es treibt der Wind

Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt, wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.
 

Rainer Maria Rilke  1875 - 1926

 

Hörst auch du die leisen Stimmen

Hörst auch du die leisen Stimmen
aus den bunten Kerzlein dringen?
Die vergessenen Gebet
aus den Tannenzweiglein singen?

Hörst auch du das schüchternfrohe
helle Kinderlachen klingen?
Schaust auch du den stillen Engel
mit den reinen, weißen Schwingen ?....

Schaust auch du dich selber wieder
fern und fremd nur wie im Träume?
Grüßt auch dich mit Märchenaugen
deine Kindheit aus dem Baume?
 

Ada Christen 1839 - 1901
 

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